Anstehen für die Aussicht und Grossstadt-Abgase in Jakarta

Und immer mal wieder «Can I take photo»?

Der vergangene Tag kommt mir recht lang vor, obwohl wir nicht besonders viel gemacht haben. Am Morgen begaben wir uns nach dem Frühstück zum Bahnhof. Dazu fragten wir gleich jemanden vom Hotel, der uns auch dorthin fuhr. Ich habe mich vorher informiert, was eine solche Taxifahrt etwa kosten könnte; der höchste Preis war 30’000 Rupiah. Er sagte uns «fifteen thousand». Wir waren natürlich einverstanden, da es günstiger als gedacht war. Als wir dann dort ankamen, machte er uns mit Händen und Füssen darauf aufmerksam, dass es 50’000 seien und das sei vom Hotel aus so bestimmt. Er sagte zwar immer noch «fifteen» und wir kamen uns verarscht vor. Nach einigem Rumirren auf dem Bahnhof, kauften wir an einem Ticket-Automaten (anstatt am Schalter mit langer Wartezeit) ein Bahnticket nach «Bandung». Das ging immerhin ziemlich flott, denn online buchen funktionierte bei uns leider nicht.

 

Da gleich in der Nähe das «Monumen Nasional» oder kurz «MONAS» war, wollten wir uns das grosse Bauwerk anschauen. Wir schlenderten durch den grossen Park zum Eingang des Monuments. Für rund 15’000 Rupiah konnte man das Museum anschauen und mit dem Lift ganz nach oben gehen. Guter Deal, dachten wir. Nach etwa 20 Minuten Wartezeit hatten wir eine moderne Zahlungskarte mit unserem Guthaben in der Hand und gingen zum Museum, das wir nicht besonders interessant fanden. Wir gingen also die Treppe hoch zum Lift. Als wir die lange Schlange dort sahen, überlegten wir uns ernsthaft, ob wir uns das wirklich antun wollen. Wir stellten uns einfach mal hin und schauten, ob es vorwärts ginge. Das Anstehen sollten die Leute mal in Japan lernen. Es wurde von allen Seiten gedrückt, gedrängt und gegen Schluss wurde es immer enger. Körperkontakt durch drückende Leute war jetzt nicht unbedingt das, was man bei 30°C so haben möchte. Unglaublich, aber wahr: Wir warteten zwei volle Stunden an der schwülen Hitze, bis wir dann endlich die Aussicht oben auf dem Monument geniessen konnten.

 

Die Aussicht war… wie halt eine Aussicht so ist.Nachträglich gesehen müssen wir sagen, dass der Preis von total 40’000 Rupiah (also etwa 3 Franken) sehr günstig war, aber das Anstehen würden wir uns nicht noch einmal antun. Aber: Die Dimensionen von Jakarta werden einem schon mehr bewusst. Es ist riesig hier! Nach einiger Zeit hatten wir genug und standen wieder für den Lift nach unten an (dieses Mal nur ein paar Minuten). Wir kamen uns etwas wie westliche Popstars vor: Oben auf dem Turm und unten im Park fragten uns einige wildfremde Leute, ob sie nicht ein Foto mit uns machen können. So exotisch sehen wir doch eigentlich gar nicht aus? ;D

Wir beschlossen, nach diesem Ansteh-Erlebnis, eines der dreirädrigen Taxidingern zu nehmen, das uns dann zur Mall brachte. Wir handelten den Preis immerhin auf 30’000 Rupiah runter und als erstes auf der halsbrecherischen Fahrt musste der Fahrer mal eben… tanken! Und zwar irgendwo an einer Ecke, wo man aus einem Lastwagen Gas tanken konnte. Why not, right? Wir warteten also erneut. Dann ging die Fahrt weiter. Wir fuhren vorbei an Autos, Rollern, Fussgängern, mal eben kurz zwischen zwei Autos durch, dann auf dem Trottoir weiter, später im 90 Grad Winkel zu einem anderen Auto im Stau, um durch eine Lücke zu kommen: Und das alles, ohne einen Roller zu rammen, ohne ein Auto zu streifen und ohne einen Fussgänger zu überfahren. Als wir dann nach einer Fahrt durch eine Einbahnstrasse (in die falsche Richtung natürlich) bei der Indonesia Grand Mall ankamen, waren wir irgendwie froh, dass die Fahrt vorbei war, aber es war doch ziemlich lustig. Beim Aussteigen hatte er noch die Dreistigkeit, doch noch 40’000 zu verlangen, aber diesen Touristenbonus wollten wir ihm nicht geben.

 

In der Grand Indonesia Mall kauften wir uns nach einem süssen Frappuccino zwei Prepaid SIM-Karten vom Anbieter «XL» für gerade mal 8 Franken pro Person mit 12GB Datenvolumen. Guter Deal! Ansonsten kauften wir nichts – wir waren nicht in besonderer Kauflaune. In einem Lebensmittel-Laden entdeckten wir dann tatsächlich «Kägi Frett»! Wir kauften uns aber nur noch etwas Wasser und fuhren dann mit einem Uber für 24’000 Rupiah (etwa 2 Franken) zum Hotel zurück.

 

Als Abendessen wollten wir erneut Street Food von Jakarta probieren. Wir spazierten wieder einmal durch die Gegend und sahen wohl hungrig aus, denn wir wurden von allen auf Indonesisch angesprochen. Bei einem Stand erhielten wir dann eine Portion Reis und einige Dinge dazu, die wir per Handzeichen auf den Teller erhielten. Und so assen wir beide für etwa 3.80 Franken eine nahrhafte Mahlzeit. Das Nasi Goreng vom Vortag fanden wir aber noch besser.

 

Nach dem Abendessen kam der nervige Teil des Tages: Wir planten unsere Weiterreise. Es ist gar nicht so einfach, die richtigen Züge, Hotels und Ausflugsziele zu finden. Wir entschieden kurzerhand, doch ein Ziel auszulassen, das nicht per Zug auf Java erreichbar wäre. Langsam haben wir genug vom Raussuchen und freuen uns, in Bali dann mal einfach etwas an einem Ort zu sein und nichts zu tun.

Voraussichtlich wird unsere Reiseroute so aussehen (falls alles klappt): Jakarta – Bandung (2 Nächte) – Yogyakarta (4 Nächte) – Banyuwangi und von dort mit der Fähre nach Bali und irgendwie zu den Gili Islands. Mal schauen, ob wir das alles schaffen und ob wir überall noch Sitzplätze haben. Wir werden sehen – es bleibt ein Abenteuer!

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