Verlassene Altstadt im süditalienischen Bergdorf «Calitri»
In unserem einwöchigen Aufenthalt in Süditalien haben wir das erste Mal das Bergdorf «Calitri» besucht.
Wenn ich mit Marina in Italien war (ob mit oder ohne ihre Familie), besuchten wir meist dieselben Orte jedes Jahr wieder. Nicht, weil wir keine anderen Ideen gehabt hätten. Nein: Es ist einfach schön da. Sei es in Positano, Ravello oder beim Schlendern durch Salerno. Die Amalfiküste hat unglaublich viel (Schönes) zu bieten. Um einmal etwas aus diesem «Kästchen» rauszukommen, wollten wir gerne einen anderen Ort in der Region besuchen. Auf den Rat von Christiane, Marinas in Italien lebende Tante, machten wir uns auf nach Calitri:
Nach gut 1.5 Stunden Fahrt in unserem Mietwagen ergab sich bereits dieser schöne Blick auf Calitri. Wir waren gespannt:
Auf in die verlassene Altstadt
Als wir um die Mittagszeit in Calitri unseren Cinquecento auf dem Parkplatz abgestellt hatten, wirkte Calitri wie verlassen. Nun gut: Es ist zugegebenermassen keine besonders bravouröse Idee, ein italienisches Dorf um die Mittagszeit zu besuchen, denn bis etwa 17.00 Uhr läuft da meistens gar nichts. Siesta. Trotzdem: Wir hofften darauf, den wenigen Regentropfen, die gerade vom Himmel fallen wollten, zu entkommen und machten uns auf den Weg in die Altstadt Calitiris.
Das Bergdorf in Campania gehört zur Bergkommune «Comunità Montana Alta Irpinia». Was hier genau passiert ist, konnte mir auch Wikipedia nicht wirklich sagen. Ich vermute, dass das Erdbeben in Irpinia 1980 seinen Teil dazu beigetragen hat, dass die Altstadt von Calitri noch heute zu grossen Teilen verlassen ist und zerfällt. Wir sind auch am einen oder anderen leicht unheimlichen Ort vorbeigekommen. Marinas Tante meinte auf meine spätere Rückfrage, dass viele Leute das Bergdorf verlassen hätten und auch deshalb viele Gebäude leerstehen würden. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen, denn aufgrund der Beschädigungen, die man an den Häusern sehen kann, hat es hier wohl schon mal gerüttelt. Doch was schreibe ich hier noch viel, wenn ich die Bilder selber sprechen lassen kann:
An einigen Stellen streckte ich auch mal meine Kamera durch ein zerbrochenes Küchenfenster. Hier war wohl schon länger niemand mehr. Gespenstige Stille.
Und was macht man, wenn es gerade so richtig unheimlich ist? Richtig: Man stellt die Kamera auf und macht mit dem Selbstaulöser ein Foto zu zweit. (Und hofft, dass es nicht gerade einen Ziegel von einem der alten Dächer windet).
Hunger in Caltiri? Locanda dell’Arco!
Vertraue den Öffnungszeiten von TripAdvisor nicht. Denn als wir mit hungrig zum Schild der Locanda dell’Arco kamen, erwarteten wir geschlossene Türen. Doch als wir in aller Selbstverständlichkeit einen Tisch zugewiesen bekamen, waren wir natürlich sehr erfreut und genossen einen Antipasti-Teller. Ich würde jetzt gleich wieder einen nehmen!
Im «normalen» Bereich der Altstadt: Farbe!
Mit vollem Magen findet man plötzlich Orte, die man vorher noch gar nicht bemerkt hat. So auch wir: Denn es gibt auch einen (äusseren, kleineren) Teil der Altstadt mit etwas mehr Leben. Et voilà:
Zwischenstopp am Lago di Conza
Nachdem wir uns einen kurzen, starken Espresso an einer kleinen Bar gegönnt hatten, machten wir uns wieder auf den Rückweg. Einen spontan Zwischenhalt legten wir aber noch am Lago di Conza ein. Wir finden, es hat sich gelohnt. Fototechnisch zumindest.
Und jetzt? Soll ich auch dorthin?
Uns hat es gefallen. Ich fand es toll, denn die Altstadt bietet allerlei Fotosujets. Vielleicht besuchen wir das nächste Mal ein anderes Bergdorf. Und vielleicht müssen wir als Rentner mal wieder dorthin: Die Lebensqualität ist scheinbar so gut, dass Calitri von «International Living» als fünfter Ort der Welt und erster Ort in Italien als Dorf ausgezeichnet worden, wo Rentner besser leben. Gut zu wissen. ;-)