Plötzlich in Florenz: Besuch bei La Marzocco | Teil 2

Am zweiten Tag der Überraschungsreise nach Florenz entführte mich Marina zu La Marzocco.

Wer den ersten Teil unserer Reise nach Florenz noch nicht gelesen hat, kann das hier nachholen:

Den ersten Teil unserer Florenz-Reise lesen.

Marina wäre nicht Marina, wenn sie nicht genau gewusst hätte, weshalb wir ausgerechnet nach Florenz fahren. Schon lange wollte ich einmal den Standort von «La Marzocco» besichtigen. Und drei Mal dürft ihr raten, was am zweiten Tag auf dem Programm stand!

Firmenhauptsitz von La Marzocco von aussen

Mit einem Regionalzug fuhren wir ungefähr eine halbe Stunde nördlich nach «Scarperia e San Piero». Wir hätten nicht damit gerechnet, dass noch andere Besucher just an diesem Tag das Unternehmen besuchen würden. Schlussendlich waren wir zu siebt und quetschten uns gemeinsam ins Auto, mit dem uns La Marzocco für die Führung abholte (Service!).

Der Firmenhauptsitz, wo die Kaffeemaschinen auch wirklich von Hand zusammengebaut werden, ist recht unscheinbar. Einige Fahrzeuge stehen davor, aber nichts lässt vermuten, dass hier einige der wohl beliebtesten und besten Kaffeemaschinen der Welt hergestellt werden.

Nach einem obligatorischen italienischen Espresso (Anna-Lyssa entschuldigte sich sogar noch, dass es halt eine typische italienische Röstung sei – ich finde: halt authentisch das, was man hier auch trinkt) erhielten wir einen kleinen Exkurs in die Geschichte von La Marzocco. Das Kleinunternehmen in Florenz war der erste Kaffeemaschinenhersteller, der den Wasserboiler 1939 bereits horizontal statt vertikal anordnete. Der Krieg machte dem Erfolg einen Strich durch die Rechnung. Das Patent lief nach dem zweiten Weltkrieg mehr oder weniger ungenutzt aus und alle anderen Hersteller setzten von nun an auch auf die deutlich praktischere horizontale Anordnung des Boilers.

Ich erspare euch den weiteren Diskurs – es gäbe noch viel zu erzählen, aber dazu vielleicht an anderer Stelle einmal etwas mehr.

Auf dem ersten Stock des Gebäudes befinden sich Büroräume, mit der Abteilung für Forschung und Entwicklung (inkl. Metall-3D-Drucker, um Teile schnell in einer echten Maschine testen zu können), die bereits fertiggestellten Modellen für Haushaltsgebrauch (Linea Mini und GS3) und die Montage der Haushaltgeräte. Jedes Gerät, das in diesem Haus hergestellt wird, wurde bereits gekauft – es werden keine Geräte auf Vorrat produziert (Händler bestellen vielleicht schon einige Modelle auf Vorrat, La Marzocco betreibt aber kein Lager). Scheinbar ist La Marzocco gerade dabei, die Produktion aller Kaffeemaschine ins untere Geschoss zu verlegen, so dass alles auf einem Stock ist.

Einige GS3-Kaffeemaschinen stehen bereit

Einige Modelle «Linea Mini» in verschiedenen Farben

Die Stimmung war gut, als wir durch die Produktion schritten. Es lief italienische Musik und jemand singte die Strophe mit. Wir wurden zwar zuerst mit leicht irritierten Blicken angeschaut, aber nach ein, zwei Worten von unserer charmanten Dame, die die Führung machte, war die Stimmung gelockert und man riss einige Witze.

Es läuft natürlich gerade italienisches Radio, wo lautstark mitgesungen wird

Eine nackte GS3 (?)

 

Einen Stock tiefer findet man die Produktion aller Gastromaschinen von La Marzocco; Strada, Linea, Leva, etc. Hier ist es noch etwas grösser. Alle Produktionsschritte werden schön unterteilt und als Besucher kann man die Produktion von Anfang an (Montage Boiler, Brühgruppe) bis zum Ende (Elektronik, Qualitätssicherung, Chassis, Verpackung) mitverfolgen. Ein grosses Augenmerk liegt auch auf der Qualität: La Marzocco rechnet extra viel Zeit ein, die Maschinen zu testen, bevor sie an den Kunden verschickt werden. Der Boiler wird zum Beispiel mit doppelt so hohem Druck wie bei Normalbedingungen getestet und muss der Belastung ohne ein Leck standhalten.

Eine Strada wird gebaut

Montage La Marzocco
Führung durch die Halle

Nach dem Rundgang in der Produktion, führte unser Rundgang wieder nach oben ins benachbarte Gebäude, wo sich auch eine Präsentationsfläche befindet und wir die neue Leva Handhebelmaschine unter die Lupe nehmen konnten. Die Handhebelmaschine wurde von La Marzocco innerhalb von 3 Jahren entwickelt, designt und auf den Markt gebracht. Eine beeindruckende Leistung (auch wenn mir persönlich das Hauptmerkmal, nämlich die Handhebel selber, nicht gut gefallen: eine ausgeklügelte Maschine).

Den Abschluss machte eine neue Sparte, wo La Marzocco auch an Board ist: Modbar. Modbar ist im Gegensatz zu herkömmlichen Kaffeemaschinen ein neues Konzept: Die Maschine steht total im Hintergrund und auf der Bar sieht man nur noch die Brühgruppe – so wie bei einem Zapfhahn.

Was für ein spannender Morgen! Wie es anschliessend weiterging, könnt ihr im letzten Teil 3 unserer Florenzreise lesen.

 

So geht’s weiter:

Den dritten Teil unserer Florenz-Reise lesen.

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